11. September 2015

Michael Ende: Momo



Michael Ende: Momo. K. Thienemann Verlag Stuttgart. 14. Auflage. 1973.

Wie ich seit langem mal wieder ein richtiges Kinderbuch las





Von diesem Kinderbuchklassiker habe ich viel erwartet. Er wurde sogar oft in der Uni erwähnt. Deshalb las ich ihn nun endlich und wurde nicht enttäuscht - ein zeitloses Abenteuer, das seinen Charme noch lange nicht verloren hat und dessen Thematik vielleicht aktueller denn je ist.

Handlung
Die kleine Momo taucht im Amphitheater auf, allein, heimatlos und in einer viel zu großen Männerjacke. Die Bewohner der Gegend helfen ihr, bringen ihr Essen und Geschichten und die anderen Kinder spielen mit ihr die schönsten Spiele. Alles ist in bester Ordnung, bis geheimnisvolle graue Herren auftauchen, die den Menschen einen ihrer wichtigsten Schätze nehmen: die Zeit.

Michael Ende hat ein phantasievolles und tiefgründiges Abenteuer geschaffen. Die Geschichte ist voll von wundersamen Figuren, Begegnungen und Dingen und der Leser folgt Momo durch eine Welt, die mit immer neuen Eigenarten aufwartet. Dabei wird alles liebevoll beschrieben und kindgerecht dargestellt.

Die Figuren sind allesamt sehr liebenswürdig. Keine von ihnen wird besonders vielseitig oder facettenreich beschrieben, doch ihre oftmals etwas schrulligen Eigenschaften machen sie unaustauschbar. Beppo Straßenkehrer spricht nicht viel oder schnell, doch was er zu sagen hat, ist immer gut überlegt. Gigi dagegen kann nicht genug reden – er tischt den Menschen die unglaublichsten Geschichten auf. Ihre Antagonisten, die grauen Herren, sind nicht direkt angsteinflößend, doch unheimlich. Sie tauchen einfach auf und wollen den Menschen um jeden Preis ihre Zeit abnehmen. Momo selbst zeichnet sich dadurch aus, dass sie ganz besonders gut zuhören kann. Außerdem beschließt sie, etwas gegen die grauen Herren tun zu müssen. Mutig schreitet das kleine Mädchen durch ihr Abenteuer und hört ganz genau hin.

Was mir ganz besonders gut gefallen hat, sind die Gespräche und Gedanken über die Zeit und wie man sie sinnvoll verbringt. Es geht nämlich nicht darum, möglichst viel Zeit zu sparen, sondern sie in großem Stil für die richtigen Dinge auszugeben. Was die Zeit ist und wie sie gestohlen werden kann, wird auch erklärt. Zwar hält diese Erklärung keiner Physik stand, jedoch finde ich sie sehr plausibel und nachvollziehbar ;-).

Dass der Schreibstil den kindlichen Lesern angepasst ist, macht natürlich Sinn. Bisweilen habe ich mir ein paar mehr Beschreibungen gewünscht oder ein paar füllende Passagen zwischen zwei Begebenheiten. Doch das sind Rezeptionsgewohnheiten von diesen „Erwachsenen“ ;-) und wahrscheinlich in diesem Fall fehl am Platze. Sie hätten nur gelangweilt. Stattdessen schreitet die Handlung immer voran, doch sie ist nicht zu voll und spinnt eine Story, die zum Ende hin immer spannender wird.

Insgesamt hat mir das Buch also sehr gut gefallen, weil es eine wunderbare Geschichte beschreibt, ein durchdachtes und hintergründiges Abenteuer, das zum Nachdenken anregt, wie man eigentlich seine eigene Zeit verbringt. 

Weitere Gedanken zum Buch: Achtung, Spoiler!


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